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der Mehltransport in Jerewan; Ausladen von Hand

Die zweite Reise

Im folgenden Frühjahr interessierte uns sehr, ob sich die Lage in Armenien und speziell in "unserem" Kinderkrankenhaus denn schon gebessert habe und wie lange die Medikamente reichen würden, die wir mitgebracht hatten. Also flogen wir zu dritt mit zwei großen Kartons mit Medikamenten wieder nach Jerewan, diesmal übrigens schon über Paris. Vor Ort mussten wir feststellen, dass sich die Not noch genauso groß war wie im Jahr zuvor, so dass wir einen zweiten großen Hilfstransport per LKW für den darauffolgenden September organisierten.

 Der Mehltransport

Diesmal war es etwas schwieriger, ein ebenso großes Volumen an Sachspenden zusammenzubekommen, der LKW war wenige Tage vor Abfahrt nur etwa zur Hälfte mit Sachspenden gefüllt. Wie ein Geschenk des Himmels war es dann für uns, als ein Bäcker auf uns zu kam, dem ein Mehlsilo geplatzt war und der nun auf der Stelle 5 Tonnen Mehl loswerden musste. Er schenkte uns die gesamte Menge für Armenien und zwei jugendliche Posaunenchormitglieder füllten 2 Tage lang Säcke mit Mehl, die wir dann dem Jerewaner Erzbischof Karekin Nersissian übergaben. Unter seiner Regie wird eine Großküche betrieben, die Bedürftige mit Essen versorgt. Der LKW wurde dieses mal über den Iran bis an die armenische Grenze geleitet, wo er dann 2 Tage lang stand, während die LKWs, die von Jerewan dorthin geschickt worden waren, auf der armenischen Seite der Grenze warteten. Ein Kontakt wurde erst möglich, nachdem sich einige von uns auf eine strapaziöse Fahrt bis zur Grenze machten, um dort die Formalitäten zu erledigen. Diesbezüglich fühlten wir uns von der Spedition, die alles problemlos organisiert haben wollte und deren Namen wir hier nicht nennen, im Stich gelassen. Schließlich haben wir dann noch am Tag vor dem Abflug zusammen mit unseren armenischen Freunden die gesamte Fracht von Hand (!) in Jerewan entladen. Quintessenz dieser Problematik war, dass wir für den nächsten Hilfstransport das Flugzeug wählten. 

 

Spenden und Aktionen in Neuenhaus

In der Zwischenzeit war die Armenienaktion in Neuenhaus zu einem „Selbstläufer“ geworden. Es wurden gut erhaltene Kleider und Medikamente zusammengetragen, ein Modegeschäft räumte sein Lager zum Wechsel der Kollektion und überließ uns kostenlos eine beträchtliche Menge neuer, z.T. noch original verpackter Oberhemden, Blusen, Kleider, Strümpfe und anderer Textilien. Von einer ortsansässigen Backwarenfabrik bekamen wir jeweils kiloweise die besten Kekse geschenkt. Das katholische Altenheim übergab uns ein ganzes Dutzend gut erhaltener Krankenhausbetten, aus dem Krankenhaus im benachbarten Meppen bekamen wir 2 gebrauchte Beatmungsgeräte und ein kleines Ultraschallgerät. Des weiteren gab es mehrere Jahre lang am Sonntag nach Weihnachten in der ev. ref. Kirche in Neuenhaus ein Benefiz-Konzert für Armenien mit Beiträgen verschiedenster Musiker und Sängerinnen. Unter anderem traten der Gitarrenkreis „Geit and the Guitars“, diverse Solisten, der Städtische Chor Neuenhaus und natürlich der Posaunenchor, mit dem ja alles begann, auf. „Highlight“ war dabei das Stück „Helle Weihnacht“ von dem Jerewaner Komponisten Juri Kasarjan, welches er extra für unsere Armenienaktion komponiert hatte und in Neuenhaus uraufgeführt wurde. Dabei kamen bei freiem Eintritt bis zu 4000 DM zusammen. Trotz alledem erforderte die gesamte Aktion eine ungeheuren Einsatz an Zeit und Geld, angefangen mit den Auftritten des Posaunenchores, über Veröffentlichungen in Gemeindebriefen und Tageszeitungen bis hin zu den Vorbereitungen für die Transporte mit tagelangen Packaktionen.

 

Wartestunden am Zoll

Die nächste Reise nach Jerewan fand dann im September 1995 statt, diesmal mit dem Flugzeug von Amsterdam und mit mehreren Tonnen Luftfracht. Obwohl wir im Voraus alle notwendigen Papiere nach Jerewan gefaxt hatten, blieben die Hilfsgüter noch mehrere Tage am Flughafen unter Verschluss der Zollbehörden, was uns sehr verdrießlich stimmte, wollten wir die Sachen doch persönlich übergeben. Nach mehrtägigem Warten mit zahllosen vergeblichen Stunden am Flughafen und bei diversen Behörden bekamen wir die Pakete dann doch frei. Schwieriger wurde es dann in den folgenden Jahren, da nun von den eingeführten Medikamenten trotz vorliegender Qualitätsbescheinigungen der Herstellerfirma zunächst Proben genommen und auf ihren Reinheitsgrad untersucht wurden. So kam es, dass die Hilfsgüter erst nach unserer Rückreise bei den eigentlichen Empfängern eintrafen.

 

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